11.10.2022
100% Erneuerbare - geht das?
Rohstoffe sind endlich, und ein Planet B ist nicht in Sicht. Das Zeitalter der fossilen Brennstoffe wird daher früher oder später ein Ende haben - ob wir wollen oder nicht. Doch wie sähe eine Welt aus, die komplett regenerativ versorgt wird? Wäre das mit unserem momentanen Energieverbrauch überhaupt möglich? Wie würden wir arbeiten, reisen, wohnen? Und wie lange würde es dauern, eine solche Welt zu verwirklichen? Wir nehmen euch mit auf eine kleine Zeitreise in die Zukunft und zeigen, wie eine 100% erneuerbare Welt aussehen könnte – und auf welchen Wegen wir dorthin gelangen.
Eine komplett regenerativ versorgte Welt - geht das?
Umsteigen auf Erneuerbare – und das bei mehr Strombedarf?
Knapp die Hälfte des Stroms in Deutschland wurde in den letzten Jahren bereits durch Erneuerbare Energien bereitgestellt. Sollte die andere Hälfte da überhaupt ein großes Problem sein? Ganz so einfach ist es aber leider nicht: Eine 100% regenerative Energieversorgung ist auch deswegen eine große Herausforderung, weil der Strombedarf in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen wird. Vor allem bei Mobilität und Wärme sollen fossile Energieträger zunehmend durch Elektrizität ersetzt werden. Wenn zukünftig also auch dort Strom fließen soll, wo jetzt noch Gas oder Öl fließen, werden wir insgesamt noch mehr Strom brauchen als ohnehin schon.
Es gibt genug Energie
Rein theoretisch ist hierfür mehr als genug Energie vorhanden. Ein einziges, großes Solarkraftwerk inmitten der Sahara könnte schon ausreichen, um die ganze Erde mit Strom zu versorgen - denn allein durch Sonneneinstrahlung gelangt jeden Tag 10.000 Mal mehr Energie auf die Erde, als die gesamte Menschheit benötigt. Und auch in Deutschland gäbe es mehr als genug Potential für regenerative Energien: Allein durch einen entschiedenen Ausbau von Solar- und Windkraft könnten wir das 20-fache unserer aktuell benötigten Strommenge zu produzieren, wie verschiedene Studien herausgefunden haben. Selbst wenn Wärme, Mobilität und Co. zu 100% auf Strom umgestellt würden, wäre das mehr als genug – vorausgesetzt, bürokratische Hürden würden rechtzeitig fallen und die Akzeptanz in der Bevölkerung steigen.
Das Problem mit den Speichern
Die Schwierigkeit ist dabei aber oftmals gar nicht die Stromerzeugung selbst. Denn der Strom muss auch dorthin gebracht werden, wo er gebraucht wird – und das vor allem zum genau richtigen Zeitpunkt. Zwar machen Speichermedien wie Lithiumbatterien oder die sogenannten „Power-to-X“ Technologien in den letzten Jahren immense Fortschritte. Dennoch sind die Möglichkeiten hier nicht unbegrenzt: Grüner Wasserstoff zum Beispiel ist in der Herstellung relativ ineffizient und wird daher bisweilen als „Champagner unter den Energieträgern“ bezeichnet. Auch wenn sie in vielen Bereichen sinnvoll eingesetzt werden können und sollten, sind diese Technologien also keine Patentlösungen für sämtliche Probleme der Energiewende.
Zauberwort Sektorenkopplung
Tatsächlich birgt die Umstellung der verschiedenen Sektoren auf Strom aber auch ein kaum zu unterschätzendes Potential. Das Zauberwort heißt hier Sektorenkopplung: Überkapazitäten, die jetzt noch ungenutzt verpuffen, werden sich in Zukunft nutzen lassen, indem sie für die Wärmeversorgung oder für Mobilität verwendet werden können. Während momentan zum Beispiel an manchen Tagen viele Windräder stillstehen, weil der Strom zu dem Zeitpunkt schlichtweg nicht benötigt wird, könnten mit dieser Energie zukünftig Häuser geheizt oder E-Autos aufgeladen werden. Aufwändige Umwandlungsprozesse zwischen verschiedenen Energieträgern könnten so überflüssig werden.
Tatsächlich gehen Forscher davon aus, dass durch diese Effizienzgewinne der Gesamtenergiebedarf in Europa erheblich sinken wird. Viel hängt hierbei allerdings davon ab, Solar- und Windenergie perfekt aufeinander abzustimmen. Im besten Falle würden sich beide ideal ergänzen, sodass im Sommer Solaranlagen den Großteil des Stroms liefern, während im Winter die Windkraftwerke den Löwenanteil stemmen würden. Durch eine exakte Abstimmung müssten wir nur dann in geringem Maße auf Speichertechnologien zurückgreifen.
Wir brauchen unsere Nachbarn – im Kleinen wie im Großen
Damit das gelingen kann, brauchen wir allerdings unsere Nachbarn – und zwar im Kleinen wie im Großen. Das Deutsche Institut für Wirtschaft hat in einer detaillierten Studie ein Szenario für ein 100% regeneratives Europa entworfen. Das sei durchaus möglich, so die Forscher – allerdings nur mit einem europaweiten, gut koordinierten Fernnetz. Auch wenn es ohne Zweifel sinnvoll ist, sich wo es nur geht autark, dezentral und unabhängig mit Energie zu versorgen - die Energiewende ist und bleibt eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der Alleingänge in eine Sackgasse führen.
Eine Erneuerbare Welt kostet 62 Billionen
Europa schön und gut, mögen einige sagen. Aber wie schaut es mit der weltweiten Energiewende aus? Ist eine 100% regenerativ versorgte Welt überhaupt möglich - und was würde sie kosten? Diese Fragen haben sich Forscher der Stanford University in Kalifornien gestellt. Ihre über hundert Seiten starke Studie kommt zu dem Ergebnis, dass auch eine globale regenerative Energieversorgung möglich ist. Sie haben darüber hinaus ausgerechnet, welche Kosten die globale Energiewende mit sich tragen würde. Das Preisschild einer 100% erneuerbaren Welt: Stolze 62 Billionen US-Dollar.
Das klingt nach viel – ist es auch. 62 Billionen entspricht ziemlich genau zwei Dritteln des aktuellen Bruttoinlandsprodukts der gesamten Welt. Dennoch würden sich die Investitionen den Forschern zu Folge eindeutig lohnen. Nach nur 6 Jahren hätte sich die Summe bereits amortisiert – denn jährlich gäbe es weltweit Einsparungen von mindestens 11 Billionen Dollar. Es ließen sich nämlich nicht nur ein Großteil der enormen Kosten vermeiden, die in Folge des Klimawandels entstehen werden: Wie wir gesehen haben, wäre eine rein elektrische Energieversorgung aller Sektoren auch im Gesamtbild deutlich effizienter.
Alles ist möglich – wenn wir wirklich wollen!
Eine 100% erneuerbare Energieversorgung ist möglich, das zeigen zahlreiche Studien. Zudem könnte der Wandel deutlich schneller gehen, als meistens angenommen wird - allerdings wäre hierfür ein entschiedenes, koordiniertes Handeln notwendig. Der Weg in eine Erneuerbare Welt lässt sich also nur auf eine Weise meistern: Gemeinsam.
Unsere Tarife sind mit dem Grüner Strom-Label zertifiziert, mit dem Ziel, die ökologische Energieversorgung für Endnutzer*innen transparent zu gestalten. Im Fokus steht die Vision einer zu 100% naturverträglichen und fairen Energieproduktion. Labelnehmer werden verpflichtet, Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien zu tätigen, um die Energiewende aktiv voranzutreiben.
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