29.09.2022
Mit Klimaschutz-Gegnern diskutieren
Die meisten von uns waren vermutlich schon einmal in einer solchen Diskussion: Klimaschutz sei ja gut und schön, heißt es oft, aber leider auch viel zu teuer, gefährde Arbeitsplätze und sei im Endeffekt sogar noch schlechter für die Umwelt. In diesem Blogbeitrag zeigen wir, was du den "Argumenten" der Klimaschutz-Gegner entgegensetzen kannst.
Das Klima hat sich doch schon immer verändert!
Der Klassiker unter den Argumenten der Klimaschutzgegner. Doch aus wissenschaftlicher Perspektive besteht kein Zweifel: Der aktuelle Klimawandel ist menschengemacht. Die Klimamodelle der Wissenschaftler operieren mit gigantischen Datenmengen und nutzen dafür einige der größten und leistungsfähigen Supercomputer der Welt. Dabei kommen sie zu dem eindeutigen Schluss, dass natürliche Faktoren zurzeit kaum eine Rolle bei Klimaveränderungen spielen. Die 1,2 Grad Erderwärmung, die es seit Beginn des industriellen Zeitalters bereits gab, geht also fast ausschließlich auf das Konto der Menschheit – das gilt unter Experten als ebenso gut bewiesen wie die Gravitationstheorie.
Übrigens: Selbst wenn die aktuellen Klimaveränderungen natürlichen Ursprungs wären, wäre das keine gute Nachricht für uns. Denn in der Vergangenheit führten rasche Veränderungen des Klimas in der Regel zu großen Massenaussterben – zum Beispiel am Ende der Dinosaurier-Ära, als ein gigantischer Komet auf die Erde einschlug und die Erde daraufhin deutlich abkühlte. Nach Ansicht vieler Experten befinden wir uns schon jetzt im sechsten großen Massenaussterben der Erdgeschichte – auch wenn diesmal kein Komet, sondern das Verhalten der Menschen die Ursache ist.
… die Arbeitsplätze!
Niemand möchte die harte Arbeit schmälern oder kleinreden, die in den letzten 50 Jahren in den Kohlerevieren geleistet wurde. Ein Großteil des deutschen Wohlstands der Nachkriegszeit wurde erst durch die Kumpel möglich, die tagtäglich in den Zechen und Kohlestollen der Bundesrepublik schufteten – darunter viele sogenannte Gastarbeiter aus der Türkei, Polen oder Italien. Auch die Europäische Einigung hat bekanntlich als Montanunion begonnen und wäre ohne diese Industrie nicht möglich gewesen.
Dennoch muss klar gesagt werden, dass die Zeiten der Kumpel dem vergangenen Jahrhundert angehören: Von den ehemals 160.000 Arbeitsplätzen, die es zu Hochzeiten in der Braunkohleindustrie gab, sind inzwischen weniger als 18.000 übrig. Zum Vergleich: Allein in der Solarindustrie wurden zwischen 2011 und 2017 in Folge der Kürzung von Fördergeldern über 110.000 Arbeitsplätze abgebaut. Für die Zukunft sieht diese Prognose noch deutlich düsterer aus: Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hat ergeben, dass es in 50 Jahren durch die Folgen des Klimawandels ca. 830.000 Arbeitsplätze weniger geben wird, wenn wir jetzt nicht entschieden dagegen steuern.
… Klimaschutz ist teuer!
Für Klimaschutz sind Investitionen nötig, das ist klar. Doch noch viel klarer ist: Kein Klimaschutz wird uns noch viel teurer zu stehen kommen. Denn egal ob durch Wassermangel, Niedrigwasser, Umweltkatastrophen, Dürren oder Missernten – der Klimawandel wird enorme Kosten verursachen und tut das schon jetzt. Allein die Flutkatastrophe im Sommer 2021 hat ca. 30 Milliarden Euro an Schäden verursacht – einen großen Teil davon musste die Allgemeinheit tragen. Auch das Umweltbundesamt rechnet vor, dass allein die deutschen Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2019 bereits Kosten in Höhe von mindestens 156 Milliarden Euro verursacht haben.
Dabei ist es sogar eine große wirtschaftliche Chance, jetzt in Klimaschutz und grüne Technologien zu investieren: Wie die bereits erwähnte Deloitte-Studie zeigt, würde ein radikaler gesellschaftlicher Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit langfristig auch deutlich mehr Wohlstand und Wirtschaftswachstum bedeuten.
Windräder töten Vögel!
Tatsächlich sterben in Deutschland bis zu 100.000 Vögel im Jahr durch Windkraftanlagen. Das klingt erst einmal viel – ist im Vergleich zu anderen Faktoren aber verschwindend gering. Zum Vergleich: Allein durch Fensterscheiben sterben über 18 Millionen Vögel jährlich, und sage und schreibe 200 Millionen fallen hierzulande jedes Jahr Hauskatzen zum Opfer. Wem ernsthaft an Vogelschutz gelegen ist, tut also deutlich mehr damit, seine Katze drinnen zu halten – oder zumindest sein Fenster mit Vogelschutzmarkierungen zu versehen.
E-Autos haben noch eine viel schlechtere Umweltbilanz!
Es stimmt, ein neu gebautes Elektroauto hat allein bei seiner Produktion deutlich mehr CO2 ausgestoßen als ein Verbrenner. Doch über lange Zeit gesehen schlägt dieser Anteil kaum zu Buche: Über seine gesamte Lebenszeit emittiert ein E-Auto über 80% weniger CO2 als sein fossil angetriebener Cousin. Und im Gegensatz zu Benzin und Diesel können das Lithium und die seltenen Erden, die in den Akkus von elektrischen Fahrgeräten verbaut sind, recycelt und wiederverwendet werden – hier macht die Industrie in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte. Übrigens: Auch ein Verbrenner enthält viele problematische seltene Erden, wie wir in unserem Blogbeitrag zu dem Thema zeigen – das Problem ist also keineswegs auf E-Autos begrenzt.
… die Anderen!
Deutschland ist klein und China oder die USA sind doch noch viel größere Klimasünder als wir – das hört man oft. Dabei vergisst man gerne, dass Deutschland nicht nur die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt ist, sondern auch der weltweit größte Braunkohleförderer. Und auch wenn wir uns gerne als Klimaschutzvorreiter sehen, sind viele andere Länder deutlich weiter, wie etwa der Klimaschutz-Index der Nichtregierungsorganisation Germanwatch zeigt. Dabei werden wir übrigens nicht nur von reichen Industrienationen wie Schweden oder Dänemark überboten, sondern auch von Ländern, die deutlich weniger finanzielle Ressourcen haben als wir. Wie wir in unserem Blogbeitrag gezeigt haben, können wir in Sachen Klimaschutz zum Beispiel noch so einiges von Costa Rica oder Marokko lernen. Und außerdem: Mit dem Finger auf andere zu zeigen, hat unserer Erfahrung nach noch nie ein Problem gelöst!
Manchmal ist Diskutieren auch zwecklos
In einer sachlichen Diskussion gegen Klimaskeptiker solltet ihr also die meisten Argumente auf eurer Seite haben – auch wenn klar ist, dass beim gesellschaftlichen Wandel, der uns bevorsteht, immer auch andere Aspekte wie beispielsweise soziale Gerechtigkeit berücksichtigt werden müssen. Klar ist aber auch: Wenn es eurem Gegenüber in keiner Weise um den Austausch von Argumenten, sondern nur um persönliche Beleidigungen geht, ist Diskutieren zwecklos. Vor allem in der Anonymität des Internet gilt daher: Don’t feed the troll!
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