Wald in Deutschland - wie können wir ihn heilen?

23.09.2019

Vom kranken Wald und seiner Heilung

Dem deutschen Wald und dem Wald weltweit geht es schlecht. Er ist krank und das Fatale: Die Diagnose ist zwar richtig, aber an der Therapie scheiden sich die Geister. Die Ursachen liegen nicht einfach nur bei Borkenkäfer, Trockenheit und Co., sondern das ganze System des Umgangs mit dem Wald muss infrage gestellt werden.

 

 

Der Waldumbau

Am 1. August 2019 haben fünf Forstminister der unionsgeführten Länder einen sogenannten „Masterplan“ für den gebeutelten Wald in Deutschland verabschiedet. Der Bund soll ab 2020 als Reaktion auf den Klimawandel 800 Mio. Euro bereitstellen, um die entstandenen Schäden zu beseitigen, die Schadensflächen wieder aufzuforsten sowie für einen „klimaangepassten“ Waldumbau – u.a. unter Verwendung nicht heimischer Baumarten, die bisher noch nicht im Wald angebaut wurden. Die Forschung solle sich deswegen zukünftig auf Baumarteneignung und Forstpflanzenzüchtung konzentrieren – Stichwort: „Klimaangepasster Zukunftswald 2100“.

 

Die Wichtigkeit naturnaher Wälder

Statt den kranken Wald jetzt mit Finanzmitteln und standortsfremden Baumarten aufzublähen, wäre ein ökologischer Systemwechsel notwendig, den das Bergwaldprojekt e.V. zusammen mit vielen anderen Organisationen fordert. Der Wald ist unser wichtigster Wasserspeicher. Sauberes Trinkwasser in ausreichender Menge kann er nur generieren, wenn er naturnah aufgebaut ist. Der Wald schütz die Humusschicht vor Erosion, er dient zur Landschaftskühlung im Sommer und als Wärmespeicher im Winter. Alte naturnah aufgebaute Wälder speichern 17-20 t CO2 pro Jahr und Hektar. Sie sind unersetzlich für den Erhalt der Artenvielfalt und sind Heimstatt unzähliger Insekten, Tiere und Pflanzen, die die Grundlage unseres Lebens darstellen.

 

Die Entstehung wertvoller Laubmischwälder

Der Wald liefert auch wertvolles Holz, das er aber in Zukunft nur bereitstellen kann, wenn wir einen Wechsel vollziehen von der Nadelholzmassenproduktion hin zur Entstehung wertvoller Laubmischwälder. In naturnahen Mischwäldern liegen die Innentemperaturen bei 18-22 Grad Celsius. In Kiefern- und Fichtenkulturen dagegen bei ca. 35 Grad. Diese einschichtigen, maschinengerechten Bestände haben dem Klimawandel nichts entgegenzusetzen. Der Ersatz von einer Nadelholzart zur nächsten wird nicht helfen!

 

Dein persönlicher Einfluss – Mach den Anfang!

Für uns alle ist es wichtig den persönlichen CO2-Fußabdruck (carbon footprint) stark zu senken (Energie, Mobilität, Nahrung). Dies hilft den Wäldern, aber nur wenn der Systemwechsel hin zu einer naturnahen, extensiven und ökologischen Bewirtschaftung der Wälder gelingt. Hierzu sind viele Schritte nötig.
Ein Anfang ist gemacht, wenn diese verstärkt ökologisch umgebaut werden und dort, wo weit und breit kein Laubholz oder Tanne mehr steht, welches die Naturverjüngung übernehmen kann, gepflanzt wird.

Wichtig ist es aber hier, langfristig zu denken und jetzt gemeinsam die notwendigen Schritte zu tun. Dazu ist ein ökologischer Paradigmenwechsel notwendig.
„Wenn Du tust, was Du immer getan hast, wirst Du bekommen, was Du immer bekommen hast!“

 

Über den Autor

Peter Naumann ist Dipl. Forstingenieur und engagiert sich als stellv. Geschäftsführer, Sprecher und Projektleiter des Bergwaldprojekt e.V. schon seit vielen Jahren für Waldumbau und –schutz. Neben Schutz, Erhalt und Pflege des Waldes ist das Ziel des Bergwaldprojekt e.V. vor allem auch die Förderung des Verständnisses für die Zusammenhänge in der Natur und die Bedeutung dieser wichtigen Lebensgrundlage. Jahr für Jahr organisiert der Verein in ganz Deutschland an ca. 50 Standorten über 100 Projektwochen, zu denen über 2.000 Freiwillige zusammenkommen, um die Funktionen der Ökosysteme zu erhalten. Finanziert wird der Verein größtenteils aus Spenden.

 

 

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