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11.02.2025
Wasserkraft aus Norwegen
Norwegen ist ein Land der Fjorde, Berge und unbändigen Naturkräfte – und genau diese Kräfte haben es zu Europas führender Nation in der Wasserkraft gemacht. Auch unser grüner Strom stammt über Zertifikate aus Norwegens Wasserkraftwerken.
Wasserkraft: Eine tosende Erfolgsgeschichte
Während viele Länder noch auf fossile Energien setzen, stammt in Norwegen rund 90 % des Stroms aus Wasserkraft. Damit produziert das skandinavische Land achtmal so viel Wasserkraft wie Deutschland, obwohl die beiden Länder flächenmäßig vergleichbar sind.
Wasserkraft ist hier mehr als nur Energiequelle – sie ist eine Erfolgsgeschichte, die Norwegen wirtschaftlich, gesellschaftlich und technologisch geprägt hat. Von den ersten Wasserkraftwerken des 19. Jahrhunderts bis hin zur modernen Vernetzung mit dem europäischen Strommarkt spielt sie eine wichtige Rolle in der nachhaltigen Energiezukunft.
In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Geschichte der norwegischen Wasserkraft, ihre Funktionsweise und ihre Bedeutung für Norwegen und ganz Europa. Entdeckt mit uns das „grüne Kraftwerk Europas“.
Von Wasserfällen und Pionieren
Ende des 19. Jahrhunderts erkannte Sam Eyde das gewaltige Potenzial der norwegischen Wasserfälle. Er sicherte sich die Rechte zur Nutzung von Wasserfällen in der Region Telemark, um günstige Elektrizität zu erzeugen. Damit legte er den Grundstein für die industrielle Revolution in Norwegen.
Wasserkraft als Motor der Industrialisierung:
Mit der Gründung von Unternehmen wie Norsk Hydro und Elkem begann eine rasante Entwicklung. Die Wasserkraftwerke waren der Treibstoff für energieintensive Industrien – von Aluminiumhütten bis zur Chemieproduktion. Städte wie Høyanger, Årdal und Tyssedal wuchsen direkt um die Kraftwerke herum.
Vom Wasserfall zum Wirtschaftswunder:
Vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden fast alle Industriebetriebe in Norwegen in der Nähe von Wasserfällen und Häfen. Die norwegische Landschaft war wie geschaffen für die Stromerzeugung. Nach dem Krieg baute Norwegen ein landesweites Hochspannungsnetz, und Strom wurde nicht nur national, sondern auch international zur Handelsware.
Ein nationales Gut:
Anders als in vielen anderen Ländern blieb die Wasserkraft in Norwegen immer eng mit dem Staat verbunden. Politische Entscheidungen stellten sicher, dass Wasser als Ressource im Besitz des Volkes blieb. Nach Ablauf von Konzessionen fielen die Rechte an Wasserfällen automatisch an den Staat zurück – ein Modell, das Norwegens Energieunabhängigkeit bis heute sichert. So wurde aus der Kraft des Wassers nicht nur Energie, sondern der Treibstoff für eine ganze Nation – wirtschaftlich, gesellschaftlich und kulturell.
Die Wasserkraftwerke sind Teil des kulturellen Erbes Norwegens. Sie werden sogar „Norwegens Kathedralen“ genannt. Viele wurden in Museen, Besucherzentren oder sogar zu touristischen Attraktionen umgestaltet und zeigen, wie Natur und Technik im Einklang stehen.
Die norwegische Energiewende
Laut der International Energy Agency (IEA) werden Erneuerbare Energien bis 2025 die wichtigste Stromquelle weltweit sein und über ein Drittel des globalen Stroms liefern.
Norwegen ist ein gutes Beispiel dafür, wie Wasserkraft nicht nur zur Energieversorgung, sondern auch zur Nachhaltigkeit und Klimaneutralität beitragen kann.
Norwegens beeindruckende Bilanz:
- Über 98 % des norwegischen Stroms stammen aus kohlenstoffarmen Quellen.
- Wasserkraft dominiert mit einem Anteil von rund 89 % an der gesamten Stromproduktion.
- Windkraft trägt zusätzlich etwa 9 % bei, während fossile Brennstoffe kaum noch eine Rolle spielen.
Damit ist Norwegen nicht nur führend in Europa, sondern in diesem Feld auch ein globales Vorbild für den erfolgreichen Übergang zu sauberer Energie.
Norwegen kann bei Bedarf schnell große Mengen grünen Stroms exportieren – oder umgekehrt importieren, wenn das eigene Netz weniger benötigt. Das macht das Land zu einem zentralen Spieler im europäischen Energiemarkt.
Norwegen verbindet sein Stromnetz über Unterseekabel mit Deutschland und Großbritannien. So kann Norwegen mit seiner stabilen Wasserkraft helfen, die Schwankungen von Wind- und Solarenergie in anderen Ländern auszugleichen.
Herausforderungen und Diskussionen
Norwegens Wasserkraft steht trotz ihrer führenden Rolle im Bereich erneuerbarer Energien vor zahlreichen Herausforderungen.
Der Klimawandel verändert Niederschlagsmuster und erschwert die Planbarkeit, während regulierte Flüsse und Eingriffe in Ökosysteme die Biodiversität gefährden. Gesellschaftliche Spannungen entstehen durch Interessenkonflikte zwischen Staat, lokalen Gemeinden und Fragen der fairen Verteilung von Gewinnen. Zudem wächst der Druck, neue Anlagen zu bauen, um den steigenden Energiebedarf zu decken – das sollte nicht auf Kosten der Natur geschehen.
Technologisch erfordert der Wandel zu einem flexiblen, digitalen Energiesystem Modernisierungen alter Kraftwerke. Wasserkraft bleibt somit ein Balanceakt zwischen Klima-, Umwelt- und Energieinteressen.
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